Was ist das Egger’s Surface System?

Einordnung und Definition

Das Egger’s Surface System (ESS) beschreibt die höchste Veredelungsstufe, die ich in meiner Werkstatt anbiete.

Es handelt sich dabei nicht um ein separates Lacksystem, sondern um die konsequente Optimierung eines bestehenden Lackaufbaus, eine Oberfläche, die vollständig plan geschliffen und auf maximale Homogenität der Reflexion ausgelegt ist.

Ziel ist eine Fläche, die keinerlei Struktur oder Bewegung im Licht zeigt.
Selbst auf großflächigen Bauteilen, bei denen jede noch so kleine Unebenheit auffallen würde, bleibt die Reflexion vollkommen ruhig.

 

Das ESS ist kein Showcar-Finish (also nicht auf Dauerstabilität oder Praxistauglichkeit ausgelegt), sondern ein präzises, dauerhaft stabiles Hochglanzfinish, das auch nach vielen Jahren keine optischen Veränderungen zeigt.

 

Technische Grundlage: Stabilität als Voraussetzung

Als Basis dient bei mir eine Epoxy-Grundierung mit besonderen Eigenschaften, die klassische Spachtel- oder Acrylsysteme nicht in gleicher Weise bieten:

  • Maximaler Korrosionsschutz

  • Hohe chemische Vernetzung

  • Diffusionsdichte Struktur

  • Gleichmäßiges Trocknungs- und Schleifverhalten

  • Keinerlei Volumenschwankung nach der Aushärtung

Das bedeutet: Ist die Fläche einmal plan geschliffen, bleibt sie auch so. Es gibt keine Einfallstellen, Schrumpfung oder Spannungen, die sich später im Lackaufbau bemerkbar machen.

 

Ich werde häufig nach dem von mir verwendeten Dickschicht-Epoxy gefragt: 

Da es ein wesentlicher Teil meines eigenen Systems und meiner Qualitätsphilosophie ist, nennen wir Marke und Produkt bewusst nicht.

 

Voraussetzungen im Untergrund

Ein perfekter Karosseriezustand ist keine zwingende Voraussetzung für das ESS, jedoch ein großer Vorteil.
Je präziser das Blech gearbeitet ist, desto weniger Material- und Korrekturaufwand ist nötig und umso geringer bleibt die Gesamtschichtstärke.

Das wirkt sich positiv auf den Fahrzeugwert aus, da dünne, gleichmäßige Lackschichten sowohl technisch als auch optisch von Gutachtern als hochwertiger bewertet werden.

In der Praxis sind die Ausgangsbedingungen jedoch selten ideal:
Viele Fahrzeuge weisen Verwerfungen, eingeschweißte Reparaturbleche oder alte Spachtelschichten auf.

Ein sorgfältig aufgebautes ESS kann auch bei schwierigen Untergründen eine vollkommen ruhige, verzerrungsfreie Oberfläche erzielen.
Der Unterschied liegt dabei nicht in der Machbarkeit, sondern im Aufwand und in der erforderlichen Präzision.

 

Der Porsche 356 B im Egger´s Surface System

 

Vom Lackaufbau zum Finish

Der grundsätzliche Lackaufbau ähnelt dem einer hochwertigen Restaurierungslackierung:

  • Auf die Grundierung folgt ein fein geschliffener Isolierfüller

  • Anschließend der Basislack

  • Abschließend ein 2K-Klarlack mit hohem Festkörperanteil.

Je nach Kundenwunsch oder Originalzustand des Fahrzeuges ist natürlich eine Lackierung mit Nitrocelluloselack möglich (ohne den Auftrag eines Klarlackes im Nachhinein).

Der entscheidende Unterschied findet nach dem Auftrag des Lackes statt:
Während bei herkömmlichen Lackierungen lediglich poliert wird, beginnt beim ESS hier die eigentliche Arbeit.

Die Lackschichten (Klarlack oder Nitrocelluloselack) werden vollständig durchgehärtet. Ausschließlich durch Lufttrocknung, ohne Ofen.

Anschließend erfolgt ein vollflächiger Planschliff in mehreren Stufen: P800 → P1200 → P2000

Ziel ist es, jede Struktur zu eliminieren, sodass das Licht ohne jegliche Brechung reflektiert wird. Erst dann beginnt der mehrstufige Poliervorgang, mit verschiedenen Polituren, Tellerhärten und Schwämmen.

Eine Standardformel gibt es nicht, da sich jede Oberfläche individuell verhält.

 

Bentley S1 „Jaymes Young“

Nach der Lackierung wurde ein Wertgutachten erstellt.
Aufgrund der herausragenden Lackqualität wurde das Fahrzeug deutlich höher eingestuft als vor der Restaurierung.

 

Praxisbeispiele und Anwendung

Kunden können wählen, welches Finishing-Level sie sich für ihre Lackierung wünschen. Das Egger’s Surface System stellt die absolute Endstufe dar.

Beispiel: BMW 3.0 CSL „Bob Lutz“
Die großflächige Seitenpartie des Fahrzeugs hätte selbst kleinste Wellen sichtbar gemacht.
Ein Standard-Finish hätte dort nicht die optische Ruhe erzeugt, die das Auto verdient.
Da mit dem Fahrzeug große Pläne bestehen, entschied sich der Kunde bewusst für die bestmögliche Qualität. Mehr dazu in der Zukunft!

Beispiel: BMW 3.0 CSL Silber
Ein ESS Finish wirkt meiner Meinung nach bei dunklen Lackierungen am besten, ist aber auch in allen anderen Farbtönen möglich. 
Der neue BMW 3.0 CSL in meiner Werkstatt wird in Polarsilber lackiert und mit dem ESS Finish versehen.
Mehr zu diesem Fahrzeug seht ihr auf meinen Socials und in Zukunft auch auf Youtube.

 

Die reguläre Durchlaufzeit eines ESS-Fahrzeugs beträgt mindestens 6 Monate, damit jeder Arbeitsschritt mit der nötigen Präzision und Sorgfalt ausgeführt werden kann, die für die außergewöhnliche Qualität des Egger’s Surface System erforderlich ist.

 

Pflege und Langzeitverhalten

Eine ESS-Oberfläche benötigt keine spezielle Pflege, ist aber empfindlicher gegenüber unsachgemäßer Reinigung.
Direkt nach dem Finish bringe ich immer eine Keramikversiegelung auf.

Der Glanzgrad bleibt über Jahre hinweg konstant.
Einige meiner Arbeiten zeigen auch nach über zehn Jahren denselben Reflexionsgrad wie am Tag der Auslieferung.

Empfehlungen für den Umgang mit einer ESS Oberfläche:

  • Manuelle Handwäsche:
    Vermeide unsauberes Putzwasser bzw. -Material, da die Schmutzpartikel Kratzer verursachen können. Verwende stets weiche Mikrofasertücher, um Mikrokratzer durch Reibung zu verhindern.

  • Einmal jährlich auffrischen: Polieren und Versiegeln
    Eine gründliche Politur entfernt leichte Oberflächenkratzer und hält den Glanz erhalten.
    Nach dem Polieren sollte die Oberfläche mit einer hochwertigen Keramikversiegelung behandelt werden, um die Lackoberfläche langfristig zu schützen und die Reinigungsfähigkeit zu verbessern.

  • Vermeidung von Waschanlagen
    Automatische Waschanlagen, insbesondere mit harten Bürsten, sollten vermieden werden, da sie Mikrokratzer hinterlassen können.
    Falls die Nutzung einer Waschanlage unumgänglich ist, sollte auf eine berührungsfreie Waschanlage zurückgegriffen werden.

Das Eggers Surface System ist die konsequente Weiterentwicklung des klassischen Schleiflackprinzips, übertragen auf den automobilen Lackaufbau. Für mich ist es die logische Endstufe einer restauratorisch sauberen Lackierung: technisch nachvollziehbar, reproduzierbar und dauerhaft stabil.


Was kostet ein Egger´s Surface System?

Die Preisbildung ist in meiner Werkstatt nicht pauschal festlegbar.
Jedes Fahrzeug muss im entlackten Zustand von mir persönlich begutachtet werden, damit ich einschätzen kann, in welchem Zustand sich der Untergrund befindet, welche Vorarbeiten notwendig sind und welcher Gesamtaufwand damit verbunden ist.
All diese Faktoren bestimmen den Endpreis maßgeblich.

Mehr Informationen darüber, wie ein Auftrag bei mir abläuft, von der ersten Begutachtung bis zur finalen Auslieferung, erfahrt ihr im nächsten Blogbeitrag: „Wie läuft ein Auftrag beim Oldtimermeisterlackierer ab?“

Jörg Egger / Oldtimermeisterlackierer

Christian Egger

Marketing & Kommunikation

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